30 Jahre ist die WPK alt – ihren runden Geburtstag hat sie am Freitag in Berlin gefeiert. Rund 200 Gäste haben im Haus der Leibniz-Gemeinschaft mitgefeiert, darunter Bundesforschungsministerin Johanna Wanka, Verteter der Berliner Politik- und Wissenschaftsszene sowie zahlreiche WPK Mitglieder.
Ministerin Wanka betonte in ihrem Impulsvortrag die immense Bedeutung des Wissenschaftsjournalismus in der Demokratie. Aus Sicht der Ministerin sei es keine Lösung, die Öffentlichkeit allein durch wachsende Angebote der Wissenschaftskommunikation zu informieren, wenn nicht zugleich die unabhängige und kritische Beobachtung des Wissenschaftssystems durch den Journalismus gewährleistet sei.
Johanna Wanka zeigte sich besorgt über die Zunahme an irrationalen und wissenschaftsfeindlichen Debattenräumen. Zwar sei das Budget ihres Ressorts in der Regierungszeit der Kanzlerin Merkel kontinuierlich gewachsen. Doch auch die Politik bedürfe für die Legitimation ihrer Entscheidungen des langfristigen Rückhalts in einer gut informierten Öffentlichkeit, für die der Wissenschaftsjournalismus ganz entscheidend sorge.
WPK-Vorsitzender Martin Schneider wies in seinem Festvortrag nach einem kurzem Blick in die WPK-Historie auf die Herausforderungen hin, mit denen der Wissenschaftsjournalismus und damit auch die WPK künftig konfrontiert sind. Schneiders zentrale Botschaft: Zur Sicherung des Qualitäts-Wissenschaftsjournalismus bedarf es neuer zivilgesellschaftlicher Bündnisse. Der gravierende Strukturwandel der Öffentlichkeit mache einerseits deutlich, dass Recherche und Einordnung komplexer Zusammenhänge durch Journalisten wichtiger sind als je zuvor. Gleichzeitig seien aber die Biotope, die solchen anspruchsvollen Journalismus ernähren, so bedroht wie nie zuvor. Die WPK sehe deshalb ihre Aufgabe auch darin, in Zukunft Netzwerke zwischen Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft zu knüpfen, die helfen können, Ideen und Initiativen zur Stärkung des anspruchsvollen Wissenschaftsjournalismus zu fördern.
Die anschließende, von WPK-Mitglied Holger Wormer (TU Dortmund) moderierte Podiumsdiskussion widmete sich den vielfältigen Veränderungesdynamiken, mit denen der Journalismus derzeit konfrontiert ist. Nicole Valenzuela, Formatentwicklerin für das neue Angebot „Funk“, beschrieb die Strategien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, um die Zielgruppe der 14-29-jährigen für Wissenschaftsthemen zu interessieren. Marco Maas erläutert die Idee hinter seiner neuen Nachrichten-App xMinutes, die von 30 Medienunternehmen gefördert und in der kommenden Woche veröffentlicht wird.
Wie kontrovers dabei die Einschätzungen der Chancen, Risiken und Handlungsmöglichkeiten des Journalismus im Angesicht der Veränderungsdynamik ist, zeigte die Diskussion zwischen der Digitalberaterin Juliane Leopold und Volker Stollorz, Redaktionsleiter und Geschäftsführer des Science Media Center Germany. Während Leopold die traditionellen Medien dafür kritisierte, dass sie noch immer zu zögerlich und phantasielos auf die Digitalisierung des Mediengeschäfts und die damit einhergehenden Veränderungen der Publikumserwartungen reagierten, betonte Stollorz, dass gehaltvoller Journalismus und Factchecking sich nicht beliebig dynamisieren und beschleunigen ließen. Er plädierte deshalb für stärkere Regulierungen von neuen Akteuren wie Facebook und Twitter, da deren derzeitiges Geschäftsgebahren den Journalismus in einen Wettbewerb zwinge, der zu Lasten der Qualität der Berichterstattung führe. Andreas Zick, Konfliktforscher an der Universität Bielefeld und Communicator-Preisträger 2016, reflektierte vor diesem Hintergrund seine Erfahrungen als Forscher mit jenen rechten Milieus, die sich in den sozialen Medien Parallelwelten geschaffen haben, die ihrerseits in problematischer Weise rückwirkten auf den politischen Raum.
Der anschließende Empfang bot den Gästen Gelegenheit, die Diskussion fortzusetzen – und natürlich, den Geburtstag gebührend zu feiern.