„Na endlich“ oder „zum Glück“. Das waren die beiden häufigsten Redewendungen, die auf der 12TH WORLD CONFERENCE OF SCIENCE JOURNALISTS zu hören waren, die vom 27.-31. März in Medellín in Kolumbien stattfand. Zuvor war die Konferenz 2021 und 2022 wegen der Pandemie und Finanzproblemen abgesagt beziehungsweise verschoben worden.

Nun also fand die Weltkonferenz nach vier Jahren wieder statt und erstmals im globalen Süden. Mehr als 500 Journalistinnen und Journalisten aus 62 Ländern fanden sich im Botanischen Garten der Stadt ein – eine einzigartige Kulisse, die das Alleinstellungsmal der WCSJ2023 bleiben wird. Tropisches Klima, hunderte Vögel, Dutzende große Leguane, die durch Stuhlreihen krochen, und ein internationaler Austausch, der nicht nur dem Weltverband lange gefehlt hat.

Die Konferenz deckte die großen und aktuellen Themen ab, sowohl was die Themenfelder, über die unsere Branche berichtet (Biodiversität, Klimawandel, Covid19, Energiekriese) betrifft, als auch die Arbeitssituation im Wissenschaftsjournalismus: wie umgehen mit Falschmeldungen, Bedrohungen oder Diversitätsproblemen in den Redaktionen?

Parallel dazu gab es Workshops (u.a. zur Erarbeitung global geltender Prinzipien im Wissenschaftsjournalismus), Ausflüge (Birding, Kaffeeanbau & co) und permanent Gelegenheiten zum Netzwerken. Hier zeigte sich deutlich, dass keine Onlinekonferenz oder auch hybride Formate annährend das leisten können, was eine Konferenz in Präsenz schafft: Austausch über alle möglichen Grenzen hinweg.

Session auf der Weltkonferenz der Wissenschaftsjournalisten: "Science Policy"

WCSJ-Session im Freien. wpk’ler Kai Kupferschmidt moderiert. credit: Leonor Sierra / @leonor_sierra Twitter

Auch wenn die Anreise mancher Teilnehmender fast zwei Tage dauerte, habe ich mit niemanden gesprochen, der seine Teilnahme bedauert hat. Bedauerlich war, dass einige KollegInnen kein Visum erhielten (Pakistan, Iran) und Dutzende vorab angekündigte Journalistinnen/Forschende die Reise wegen mangelnder finanzieller Unterstützung doch nicht antreten konnten, obschon sie im Programm groß angekündigt waren; betrübliches Beispiel war unter anderem WPKlerin Eva Wolfangel, gleich mehrere Sessions mussten teils noch kurzfristig abgesagt werden.

Dadurch hatte das ursprünglich geplante Programm deutlich an Inhalt und Vielfalt verloren. Dennoch verdient allein die Tatsache, dass diese Konferenz überhaupt stattgefunden hat, große Anerkennung. Hätte das Organisationsteam von Anfang an jedoch mitgeteilt, wie dürftig es um die Förderung der Konferenz steht, hätten Verbände vielleicht frühzeitig Lösungen suchen und finden können, um der Weltkonferenz zu einem noch größeren Erfolg zu verhelfen. Wie das geht, hat der finnische Verband vorgemacht, der gleich zehn Mitgliedern den Trip nach Kolumbien finanzieren konnte. Unser Verband war leider nur mit zwei Menschen (Kai Kupferschmidt und der Autor dieses Artikels) vor Ort vertreten.

Zum Schluss gab es noch ein kurzfristig anberaumtes Treffen des Weltverbands. Die eigentlich für die WCSJ geplante Hauptversammlung, mit der Wahl eines neuen Vorstandes, wurde auf den Sommer verschoben. Auch der aktuelle Finanzbericht wurde noch nicht vorgelegt, was zu Unstimmigkeiten und Diskussionen führte. Dabei gibt es zahlreiche Baustellen, etwa die Neubesetzung des Exekutive Directors, die sich schon lange hinzieht. Fest steht wohl, dass der aktuelle WFSJ-Vorstand nicht zur Wiederwahl antreten wird, daher benötigt der Weltverband beziehungsweise der Vorstand neue Gesichter. Von mehrfacher Seite gab es die dringende Bitte, dass die WPK eine geeignete Person ins Rennen schickt. Bewerbungen sind bis zum 30.4. möglich https://wfsj.org/news/wfsj-board-member-application/.

Entgegen der Tradition wurde am Ende der WCSJ2023 nicht der Austrichter der nächsten Weltkonferenz (WCSJ2025) ausgerufen. Grund ist ein Mangel an Bewerbern. Zwar haben Nepal und Südafrika loses Interesse signalisiert, jedoch gab es von keiner Seite eine Bewerbung wie jene aus den Niederlanden (Maastricht), die aber noch vor der der Konferenz in Kolumbien zurückgezogen wurde.

Bleibt die Hoffnung, dass die nächste Weltkonferenz nicht wieder erst in vier Jahren stattfinden wird. Diese WCSJ2027 steht aber unter einem guten Stern. Der britische Verband ABSW möchte nach 2009 erneut die Tagung in London ausrichten, hier der Link zur Bewerbung


Michael Stang