22. März 2023 24. März 2023 | 14:00

Experimenteller Wissenschaftsjournalismus

Fachkonferenz am
Forschungszentrum für Wissenschaftskommunikation
Universität Tübingen
22.–24. März 2023 im Forum für Wissenschaftskulturen
Doblerstr. 33, 72074 Tübingen

 

Wissenschaftsjournalismus durchlebt derzeit einen tiefgreifenden Wandel: Durch die Digitalisierung des Journalismus der letzten 20 Jahre, durch intensivierte Wissenschafts-PR, die mittlerweile ganz ohne journalistische Berichterstattung auskommt, durch Fake News und grassierende Verschwörungstheorien ist Qualitätsjournalismus zunehmend unter Druck geraten. Innerhalb kurzer Zeit haben sich die strukturellen und gesellschaftlichen Bedingungen von Wissenschaftsjournalismus radikal verändert, weswegen die großen deutschen Wissenschaftsakademien regelmäßig die Förderung von Wissenschaftsjournalismus anmahnen.

Aus der Krise heraus erfindet sich der Wissenschaftsjournalismus
derzeit neu und ist auf dem Weg von einen Spartenphänomen zu einem journalistischen Genre mit Breitenwirkung. Ähnlich argumentieren auch Hayden und Hayden 2018, dass Wissenschaftsjournalismus noch nie derart hohe Qualitätsstandards verfolgt und eine derart wichtige gesellschaftliche Funktion erfüllt hat. Und in der Tat gelten in den Redaktionen immer höhere Ansprüche im Faktencheck und in der Ausgewogenheit der Berichterstattung. Wissenschaftsjournalismus reflektiert zudem auch verstärkt die eigene Position und die Perspektive, aus der die Berichterstattung erfolgt. Auch das Streben nach Verständlichkeit und Zugänglichkeit ist ein wichtiger Trend geworden.

Aber nicht nur journalistische Genauigkeit und Qualität in der Berichterstattung scheinen zuzunehmen, sondern auch die Vielfalt und Kreativität der Formate entwickelt sich rasant: Wissenschaftsformate gehören zu den erfolgreichsten Podcasts in Deutschland, journalistische YouTube-Kanäle wie MaiLab erreichen Millionen Zuschauer:innen, digitale und analoge Wissenschaftsmagazine experimentieren mit Textformen, narrativen Zugriffen und visueller Gestaltung.

Gleichzeitig entwickelt sich auch das akademische Forschungsfeld zu Wissenschaftsjournalismus und -kommunikation dynamisch weiter. Hier rücken vermehrt Themen wie Kontextualisierung, Narrativität und der Einsatz von Emotionen und Affekten im Wissenschaftsjournalismus in den Blick. Auch die Rolle des Journalismus in der Gesellschaft zwischen Information und Aktivismus ist ein wichtiges Thema der Forschung.

Die Tagung will aktuelle Trends, Entwicklungen und Experimente im
Wissenschaftsjournalismus untersuchen. Dabei sollen theoretische und methodische Zugriffe, Fragen und Beobachtungen aus verschiedenen Disziplinen zusammengebracht werden. Von besonderem Interesse sind u.a. aktuelle Best-Practice-Beispiele aus der Berichterstattung über Klimawandel, Covid-19 oder Künstliche Intelligenz, das Phänomen des Aktivismus in Wissenschaft und Journalismus, die Schnittstelle von Rhetorik und Wissenschaftskommunikation sowie die Herausforderungen durch Digitalisierung wie Fake News und Filter Bubbles. Ziel der Tagung ist es, durch den interdisziplinären Austausch gemeinsam in die Zukunft zu blicken und künftige Trends und Entwicklungen zu identifizieren. Die Ergebnisse der Tagung werden
publiziert.

 

Programm:

22.3.2023

14:00
Begrüßung

14:15
Prof. Dr. Olaf Kramer & Thomas Susanka
Einführung

14:30
Prof. Dr. Markus Lehmkuhl
Medialisierung der Wissenschaft? Eine empirie-bezogene Annäherung an das Verhältnis zwischen Medienöffentlichkeit und wissenschaftlicher Forschung

15:15
Dr. Daniel Lingenhöhl
Wissenschaftsjournalismus – zwischen Medienkrise und Aufbruch
Bericht aus der Praxis: Spektrum der Wissenschaft

16:00
Kaffeepause

16:30
Dr. Anna Maria Hartkopf
Wie gelingt Wissenschaftsjournalismus in Mathematik, Informatik und Physik? Forschung und Praxis im Experimentierlabor

17:15
Prof. Dr. Susanne Marschall
Mensch und Farbe – Experimente in Kunst und Wissenschaft

18:00
Ende

20:00 Uhr
Empfang im »Zimmertheater«, Bursagasse 16, 72070 Tübingen

 

23.3.2023

9:15
Prof. Dr. Martin Bauer
Keynote Reporters of science – what does this global work force think in 2012 and in 2021

10:15
Kaffeepause

10:30
Prof. Dr. Olaf Kramer
Sicherheit und Unsicherheit im Wissenschaftsjournalismus

11:15
Prof. Dr. Oliver Ruf
Medienästhetischer Wissenschaftsjournalismus. Anlass und Ansatz

12:00
Mittagspause

13:30
Bernd Eberhart, Hannah Schultheiss, Dr. Thomas Susanka, Sandra Teschow
Science Notes Magazin: Experiment in Text und Design

14:15
Prof. Volker Friedrich
Schwurbeln gilt nicht. Über Kritisierbarkeit und Stil in der Wissenschaftskommunikation.

15:00
Alexander Schindler
Experimenteller Wissenschaftsjournalismus als Reallabor?
Methodologische Überlegungen für ein neues Forschungsfeld

15:45
Kaffeepause

16:15
Dr. Thomas Susanka
Rhetorik des fiktionalen Schreibens über Wissenschaft. Ein Laborbericht.

17:00
Dr. Erwin Feyersinger und Prof. Dr. Susanne Marschall
Virusdarstellungen in der visuellen Wissenschaftsjournalismus der COVID-19-Pandemie

17:45
Ende

19:30
Abendessen in der »Wurstküche«, Lustnauer Tor 8, 72074 Tübingen

 

24.3.2023

9:15
Prof. Dr. Joachim Knape
Orator oder Exponent? Zur akteurstheoretischen Modellierung des Journalisten.

10:00
Maximilian Rühl
Social Media: Einödnis der Science-Communication? – Eine kritische Betrachtung von Science-Angeboten auf der Plattform Instagram

10:45
Pause

11:15
Prof. Dr. Beatrice Dernbach
Die disruptiven Innovationen fehlen

12:00
Dr. Christina Beck
Wissenschaftskommunikation – eine Standortbestimmung

12:45
Abschlussdiskussion

13:30
Ende

 

Abstracts

Das gesamte Tagungsprogramm inklusive der Abstracts zu den Vorträgen kann bald hier heruntergeladen werden.

 

Kontakt

Die Tagung ist öffentlich. Um vorherige Anmeldung wird gebeten.

Dr. Thomas Susanka
Forschungszentrum für Wissenschaftskommunikation
Universität Tübingen
Doblerstraße 21.1
72074 Tübingen
07071 29 77 418
thomas.susanka@uni-tuebingen.de

 

iCalGoogle Kalender