Teil 2: Recherche - inklusive Transkription und Übersetzung
„Das lasse ich mal schnell von `nem Chatbot recherchieren“, meinte kürzlich ein Redaktionsleiter eines Medienhauses Peter Welchering gegenüber und wollte damit begründen, dass die Journalisten und Journalistinnen seines Hauses Fortbildung in Sachen Recherche nicht bräuchten. Nun können Chatbots ein wichtiges Werkzeug der Recherche sein. Es kommt dabei eben auf die zugrundeliegende Wissensbasis an. Viele KI-Tools können Rechercheprozesse dramatisch verkürzen.
Mit einer Programmierschnittstelle für generative KI-Anwendungen einer Graphdatenbank konnte Peter eine Auswertung, für die man mit herkömmlicher Programmierung im Jahre 2021 noch sieben Arbeitstage aufbringen musste, auf sechs Stunden verkürzen. Mustererkennung für die reverse Bildersuche erschließt uns Rechercheansätze, die noch der Generation der mich ausbildenden Journalisten undenkbar waren. Mit der KI-Software „Pimeye“ wurde die gesuchte RAF-Terroristin Daniela Klette aufgespürt, trotz einer ausgeklügelten Tarnidentität. Übersetzungstools helfen uns bei der ersten Einschätzung von Recherchematerial und fremdsprachigen Artikeln.
Allerdings müssen wir auch hier kritisch und skeptisch bleiben, dürfen dem Tool die Übersetzung von „pflanzenförmigen Sprengstoffen“ nicht einfach abnehmen, sondern müssen selbst noch mal in den Text schauen und gegebenenfalls ein Fachwörterbuch zu Rate ziehen. Das darf allerdings gern in digitaler Form vorliegen, noch lieber als Wissensbasis eines Chatbots. Transkriptionen durch KI-Tools sparen jede Menge öder Tipparbeit bei Schnittlisten. Tools für die forensische Sprachanalyse helfen uns bei der Einschätzung der Glaubwürdigkeit von Quellen. Und schließlich kann ein Chatbot, mit dem das eigene Archiv verwaltet wird, stundenlanges Nachblättern und Suchen ersparen.
Um alle diese Anwendungen von KI-Tools für die journalistische Recherche geht es im Webinar am 1. Oktober 2024. Wir schauen uns konkrete KI-Tools an, sehen nach, wie sie arbeiten, wo ihre Anwendungsbereiche liegen und welche Risiken mit ihrem Einsatz verbunden sind.
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Seit ChatGPT von Journalistinnen und Journalisten wahrgenommen wird, ist die Aufregung groß. Wird KI journalistische Jobs ersetzen? Werden Algorithmen darüber entscheiden, was wir zu lesen, hören und zu sehen bekommen?
Seit ChatGPT gezeigt hat, dass neuronale Netzwerke Aufsätze und Referate schreiben, Bilder erstellen und sogar Recherchen übernehmen können, machen sich Zukunftsängste unter den sogenannten Wissensarbeiterinnen und Wissensarbeitern breit. Einige wiegeln ab, und verweisen darauf, dass die Qualität der von KI erstellten Produkte ziemlich jämmerlich sei. Andere überhöhen KI-Software gleich metaphysisch und sprechen ihr sogar ein eigenes Bewusstsein zu.
Eines zeigt die Situation deutlich: Wir müssen uns im Journalismus mit KI-basierten Werkzeugen auseinandersetzen, die für unsere tägliche Arbeit immer wichtiger werden. Dafür müssen wir wissen, wie diese Software arbeitet.
In dieser fünfteiligen Webinarreihe stellt Peter Welchering konkrete KI-Werkzeuge von der maschinellen Übersetzung über die Text-Transkription und Recherche-Werkzeuge bis hin zu Chatbots vor. Wir diskutieren, wie die dahinterliegenden neuronalen Netze arbeiten und welche Bedeutung Trainings- und Verifikationsdaten für den Einsatz dieser Software haben. Wir schauen uns auch an, wie mit Bordmitteln ein eigener Chatbot mit Hilfe eines vortrainierten Großen Sprachmodells erstellt werden kann und schrauben ein neuronales Netz auf.
Wichtig ist es, die Leistungsfähigkeit dieser Werkzeuge zu kennen, sie kritisch einschätzen und für die eigene Arbeit nutzen zu können.
Themen und Termine (jeweils 9 – 10.30 Uhr):
KI-Grundlagen - Training, Weltmodelle, Transformer, Vektorisierung
Dienstag, 17. September 2024
Recherche - inklusive Transkription und Übersetzung
Dienstag, 1. Oktober 2024
Textgenerierung - inklusive Schreibhilfen und Formulierungsvorschlägen sowie Stilformentraining für Chatbots
Freitag, 18. Oktober 2024
Bilderstellung - inklusive Videoproduktion
Freitag, 15. November 2024
Eigene KI-Tools mit vortrainierten Großen Sprachmodellen entwickeln
Freitag, 29. November 2024